Auf die intensive Arbeit auf die Lehrprobe hin, schließt sich nach der Lehrprobe natürlich auch eine Art Nach-Lehrproben-Blues an – zumindest war das bei mir so. Das bedeutet zwar nicht, dass ich meine Stunden nicht mehr vorbereitet habe, aber vielleicht habe ich doch einen kleinen Gang in der Intensität der Vorbereitung zurückgeschaltet und mal mehr klassische, unspektakuläre Methoden genutzt, die nicht unendlich viel Vorbereitung verlangen. Aber auch das ist ja eine Sache, die man lernen muss und die irgendwie zur Methodenvielfalt beiträgt. Manchmal sind sogar auch die Schüler froh über eine klassische Übungsstunde 🙂
Erstmal war es jedoch ein gutes Gefühl, dass sich die Schüler, bei denen ich meine Lehrprobenstunde hatte, wirklich für meine Note interessiert haben und teilweise noch vor der nächsten Stunde nachgefragt haben, wie es denn gelaufen sei. Irgendwie auch schon verrückt, dass die, um die es eigentlich geht, so rein gar kein Gehör finden an der Bewertung. Hier könnte ich mir durchaus kreative Szenarien vorstellen, in denen die Schülermeinung zumindest ein beratendes Element spielen könnte. Aber was Prüfungsformen und Notenfindung angeht ist die Schule ja immer noch extrem traditionell und eingeschränkt…
Was ich auch noch vergessen habe zu erwähnen ist, dass das Seminar rund um Lehrproben echt gut zusammenarbeitet! Das ist toll! Man findet immer wen, der für einen Protokoll schreibt, man findet immer wen, um über Ideen und Konzepte zu quatschen, man bekommt ganz viele Daumen gedrückt und klatscht sich nach der Stunde ab – ganz egal wie es lief! Ich fürchte, das werde ich im Einsatzjahr vermissen, das gefühlt schon bald ansteht.
Aber zurück ins Jetzt. Nach der Lehrprobe stand dann in Physik schnell die Schulaufgabe an. Von der Konzeption hat mich mein Seminarlehrer dankenswerter Weise relativ herausgehalten, da ich in der Phase gerade mit meiner Prüfungslehrprobe belastet war. Aber die Korrekturen liegen jetzt natürlich auf meinem Schreibtisch (ehrlich gesagt: auf dem Boden) und auch die Nachklausur fällt in meine Zuständigkeit. Jedoch muss das alles erst nach den Ferien fertig sein, da irgendwie vorher in der Schule alle möglichen vorweihnachtlichen Aktivitäten anstehen, von Chor- und Orchesterproben über französische Kinowoche bis hin zu Plätzchenbackaktionen. Entsprechend sind auch nie alle Schüler der Klasse da, sodass es wenig sinnig ist, neuen, wichtigen Stoff zu machen. Dann doch lieber etwas experimentieren, um den Spaß am Unterrichtsfach zu befeuern. In Mathe geht das allerdings morgen nicht, dann da muss ich die Klausur rausgeben und besprechen. Aber ich bin frohen Mutes, dass mir das der Kurs auch verzeiht – es ist nun mal so vorgesehen, dass die Klausur spätestens 3 Wochen nach dem Schreiben zurückgegeben werden soll. Und grundsätzlich halte ich das auch für sinnvoll, auch wenn man im Rahmen des „Weihnachtsfriedens“ hier sicher auch eine Ausnahme machen könnte.
An sich war die Matheschulaufgabe auch meine erste Schulaufgabenkorrektur im Lehrerleben bzw. Referendariat. Irgendwie schon spannend und irgendwie an manchen Stellen auch hart. Da kann man schon nachvollziehen, warum manche Lehrkräfte beim Korrigieren auf ein extra großes Weinglas schwören. Aber irgendwie muss man sich dann auch immer wieder klar machen, dass von einem Fehler in der Schulaufgabe, und sei er noch so ärgerlich und überflüssig, die Welt nicht untergeht und auch eine schlechte Note kein Weltuntergang ist. Also einfach weiter korrigieren und versuchen, dass die Fehler tatsächlich als Lerngelegenheiten gesehen werden – dann sind sie sogar noch im positiven Sinne nützlich. Für mich war natürlich besonders spannend zu sehen, welche Aufgaben gut erledigt werden konnten und wo noch Probleme da waren – jetzt weiß ich, was ich nochmal thematisieren muss und was gut ankam. Insgesamt wurde mir nochmal deutlich, dass das Bewerten auch an der Schule nicht wirklich viel einfacher ist als an der Uni und auch hier gute Arbeiten deutlich schneller zu korrigieren sind als schlechtere Arbeiten. Bis man da oft erstmal die Ideen der Schüler nachvollzogen hat, benötigt man echt einfach oft Zeit…
Aber da die Korrektur ja jetzt fertig ist, geht es in der Tat stark auf Weihnachten zu. Dazu sind nun alle allgemeinen Sitzungen überstanden, es bleibt noch das Weihnachtskonzert morgen Abend, auf das ich schon irgendwie gespannt bin und dann noch das Weihnachtssingen am Freitag, dann ist Weihnachten und es sind Ferien. Auf die freue ich mich auch schon irgendwie, weil ich da mal wieder etwas mehr Zeit für mich und auch mehr Zeit für andere Dinge und Uniarbeiten habe. Da war ich übrigens auch zwischendurch einmal und habe den Studierenden einen Einblick ins Referendariat gegeben. Sehr sinnvolle Sache, um den Übergang nicht ganz so hart zu machen und die Ausbildungsphasen besser miteinander zu vernetzen. Jetzt steht aber erstmal Artikelschreiben im Nachgang zur Tagung im letzten Sommer an – Thema: Interaktive Videos.