Die Überschrift beschreibt schon sehr gut meinen heutigen Samstag. Eigentlich gibt es gerade wieder mehr als genug Grund sich über die Corona-Politik in Bayern und ganz Deutschland aufzuregen und vollends politikverdrossen zu werden.

Ich gebe nur zwei Beispiele:

  1. Das bayerische Kultusministerium betont, dass ganz alleine die Gesundheitsämter über Quarantäne entscheiden und bis eine Anordnung von diesen vorliegt alle Kontaktpersonen losgelöst vom Impfstatus und sonstigem uneingeschränkt am Präsenzunterricht teilzunehmen haben. Das die Gesundheitsämter völlig überlastet sind und garantiert keine zeitnahe Quarantäneanordnung treffen können, ist dabei sicher auch den Entscheidern bewusst. Wenn überhaupt irgendwas vom Gesundheitsamt kommt dann lange nachdem die Quarantäne hätte sein soll. Völliger Schwachsinn.
  2. Der Bundestag hat aufgrund der hohen Coronazahlen die Präsenzpflicht im Bundestag aufgehoben. Diejenigen, die in einer Krise vorangehen, Entscheidungen treffen und Orientierung geben sollen, verkriechen sich trotz der Möglichkeit der Impfung, trotz Tests und trotz Luftfilter im Bundestag ins Homeoffice. Gleichzeitig behaupten sie aber alle, dass Schulen ein sicherer Ort sind, obwohl die Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen durch die Decke gehen. Auch müssen hier jeden Tag tausende Lehrer:innen in kalten, kleinen Klassenräumen ohne Abstände und Luftfilter dabei zusehen, wie 30 Schüler:innen mehr oder eher wenig sensitive Schnelltests durchführen. Klingt fair, oder? Zumindest gibt es hier eine kreative Petition zu dem Thema. Aber ehrlich: Als MdB würde ich mich schämen und ich kann aktuell niemandem eine gewisse Politikverdrossenheit übel nehmen.

Aber anstatt mich darüber den ganzen Tag aufzuregen und mir den Kopf darüber zu zermartern, wen man eigentlich zukünftig noch wählen kann, habe ich mich einfach an den Rechner gesetzt und angefangen „stumpf“ zu arbeiten – nicht an einem spektakulären, neuen, großen Projekt, sondern einfach an Dingen, die schon viel zu lange liegen geblieben sind und langsam mal zu einem Ende kommen sollten. Ich habe mich also auf LEIFIphysik zunächst der Relativitätstheorie und anschließend einem Teil der Astronomie angenommen und hier angefangen Advance Organizer zu schreiben, etwas mehr Struktur in einzelne Artikel und Experimente zu bringen, Querverweise zu setzen, Inhalte zu ergänzen und Grafiken neu zu machen. Das Gute dabei: Ich kann dann total in der Materie versinken, kommen automatisch von Baustelle zu Baustelle, sodass mir die Arbeit nicht ausgeht und lerne aber meist selbst gleichzeitig immer noch was dazu. Die Physik ist einfach so breit, da kann man nie alles Wissen und schon gar nicht gleichzeitig im Kopf haben. Dazu dann noch ein paar Feedback-Karten vom Trello-Board (tolles Tool um zumindest etwas den Überblick auch über größere Projekte zu behalten) abgearbeitet und so durch das Feedback der Community z.B. das Snelliussche Brechungsgesetz klarer und hoffentlich verständlicher formuliert. Dazu gibt es jetzt auch noch eine kleine Liste mit Bildern, die ich noch aufnehmen will und eine Liste mit Aufgaben, die bald überarbeitet, erweitert oder gleich ganz neu gemacht werden. So ist die to-Do-Liste zwar am Ende des Tages nicht unbedingt kürzer geworden, aber es hat sich doch wieder einiges getan. Und mit Blick auf die vielen Schüler:innen, Studierenden und Lehrer:innen, denen das vielleicht irgendwann mal hilft, ist das ein gutes Gefühl.
Und zwischendurch, wenn mein Kopf gerade mal eine Pause brauchte, laute Musik auf die Ohren (Clueso, Kraftklub, Kettcar) und etwas handwerklich arbeiten: Fahrradbremsen neu einstellen und Löcher in der Wand zuspachteln. Ach ja und für die Hand-Auge-Koordination habe ich mal wieder jongliert. Ich glaube anstatt zu fasten, setze ich mir dieses Jahr das Ziel das Jonglieren mit 4 Bällen zu lernen.
Fazit: Solche „Arbeitstage“ egal ob mit „stumpfem“ inhaltlichen arbeiten, mit mehr oder weniger komplexem programmieren oder tiefgehender didaktischer Konzeption von neuen Features oder Lernangeboten tun mir echt gut und helfen dabei das Corona-Chaos drumherum durchzustehen.