Nachdem ich rund um Weihnachten und Neujahr dieses Jahr nicht wirklich Urlaub genommen habe, sondern zumindest ein wenig fleißig war, stand neulich endlich mal wieder eine Woche Auszeit an. Doch wo fährt man Ende Januar, Anfang Februar eigentlich hin, wenn man nicht Skifahren geht? Naja, ich habe mich für Marokko entschieden. Wieso? Naja, ich war noch nicht auf dem afrikanischen Kontinent und hatte bisher keine Vorstellung vom Leben auf den Basaren Marokkos.
Daher ging es also per Flieger nach Agadir und von dort nicht wie alle anderen in einen Bus nach Agadir selbst, sondern per Mietwagen genau in die entgegengesetzte Richtung nach Taroudannt. Zum Auftakt war das direkt ein kleiner bis mittlerer Kulturschock: Per Auto direkt mitten rein in die Medina (Altstadt) mit den verwinkelten Gassen, dort Unterkunft in einem tollen Riad (kleines „Hotel“) und vor der Tür direkt das Handelsleben einer muslimisch geprägten Berberstadt. Sehr spannend, sehr neu und stark männerdominiert. Muss man sich erst etwas dran gewöhnen, aber war super interessant.
Nach zwei Tagen Stadtleben ging es weiter auf verschlungenen, aber traumhaft schönen Pfaden in die Berge nach Tafraoute. Hier konnte man die Weite und teilweise die Leere von Marokko erahnen. Auch der felsige Charakter einiger Landstriche, der fast schon an Wüste erinnert, ist hier gut zu spüren. Und doch gibt es immer wieder schöne grüne Täler mit Palmen usw. Schöner Kontrast auch zur Stadt. Wenn ich noch länger Zeit hier gehabt hätte, dann hätte ich noch Lust auf eine Bergtour gehabt. Aber so blieb es vornehmlich bei Touren mit dem Auto, bevor es dann weiter ging an die Küste nach Mirleft. Dahin ging es jedoch nicht auf dem direkten Weg, sondern mit einem kleinen Umweg über den Stausee Youssef Ibn Tachfine. Hier bot sich ein toller Block über das Rückhaltebecken und verrückter Weise konnte man sogar mit dem Auto über die Staumauer fahren.
Mirleft selbst begrüßte einen mit einer protzig breiten Straße zum etwas vorgelagerten Badeteil des Ortes. Im Winter wirkte die ziemlich überdimensioniert, aber in und um Mirleft merkt man, dass hier gerade sehr viel im Fluss, in der Entwicklung und im Werden ist. Hier hatten wir eine ziemlich luxoriöse Unterkunft. Und da wir alleine waren, hatten wir die zwei Terrassen mit Meerblick und das riesige Wohnzimmer im Stile von 1000 und einer Nacht ganz für uns. Hier war dann erstmal etwas Strand angesagt, bevor es zum etwas weiter südlich gelegenen Felsentor von Legzira ging. Insgesamt ist die Küste hier meist eine steil abfallende Felsküste mit einzelnen, schönen Buchten und auch ein Paradies für Surfer. Am Aftas Beach gab es dazu noch einen ziemlich kitschigen Sonnenuntergang und in der eigentlichen Stadt Mirleft ein ziemlich cooles Restaurant. Man bestellte und dann wurden die Dinge frisch auf dem Kohlegrill vor der Tür zubereitet. Und wenn was nicht da war, wurde das einfach spontan am Markt rundherum gekauft. Ein Ausflug nach Sidi Ifni, was spanisch geprägt ist, erinnerte mich persönlich an meinen gedanklichen Vorstellungen von Havanna, Cuba. Irgendwie cool, mit Charme, aber doch etwas runtergekommen und am Rande des Zerfallens. Insgesamt schöne, entspannte Tage zum Ausklang weit entfernt von irgendwelchen Hotelbunkern und großen Touristenströmen.
Der Rückweg nach München wurde leider etwas überschattet von 6 1/2 Stunden Verspätung, aber was solls. So konnte man am Flughafen nochmal super Leute beobachten. Rückblickend war Marokko also eine sehr gute Wahl, ein interessantes Abendteuer und ein schöner Teaser für das Land. Ich komme bestimmt mal wieder und werde mich sicher wieder abseits von großen Bettenburgen bewegen.
P.S.: Was mir besonders gut gefallen hat, waren die Dachterrassen in allen (!) Unterkünften – ich liebe das!