Tagphysik
Im Laufe des Einsatzjahres gibt es zwei große Punkte, die in Bayern auf der to-do-Liste des Referendariats abzuhaken sind: die schriftliche Hausarbeit und die 2. Prüfungslehrprobe. In welcher Reihenfolge man das ganze macht, bleibt einem meist selbst überlassen. Ich habe mich als Referendar in einem „Sommerseminar“ (Beginn im September), dazu entschieden zunächst am Ende des ersten Einsatzhalbjahres die Unterrichtsreihe für die Hausarbeit durchzuführen, sodass ich diese in den Sommerferien schreiben konnte bzw. zumindest in der Theorie dort hätte schreiben können. Das nimmt irgendwie zumindest ein klein bisschen den Stress aus dem Schreib- und Reflektionsprozess, da man diesen nicht neben der normalen Unterrichtsvorbereitung usw. durchleben muss.
Entsprechend steht dann aber bald nach Beginn des zweiten Einsatzhalbjahres, was wie bei mir wieder mit einem Schulwechsel verbunden war, die zweite Lehrprobe an. Erfreulicherweise kann man hier (zumindest war es bei mir so) stark Einfluss darauf nehmen, in welchem Fach und mit welcher Klasse man Lehrprobe macht. Aber trotzdem: kaum hat man sich mit der Klasse, der Schule und den örtlichen Abläufen vertraut gemacht, trudelt auch schon das Thema ein. Entsprechend ist es wichtig, dass der Stoffverteilungsplan schon irgendwie passt und man alle ausfallenden Stunden usw. im Plan registriert hat. Die Vorbereitung auf eine Lehrprobe entspricht praktische der, die man auch bei der ersten Lehrprobe durchlaufen hat. 3 Wochen vorher bekommt man das Thema, dann erstmal Ideen sammeln und schauen, was man vorher im Unterricht noch so alles behandeln will/muss. Anschließend Stundenideen skizzieren, Varianten gegeneinander abwägen und sich dann für irgendeinen Weg entscheiden. Die Begründungen müssen dabei natürlich irgendwie im Lehrprobenentwurf dokumentiert werden. Dabei ist alles im Prinzip so, wie man es in der ersten Lehrprobe auch erlebt hat, nur dass man nebenher deutlich mehr Unterricht zu erledigen hat. Korrekturen sollte man wenn möglich in dem Zeitfenster vermeiden.
Aber genug der schlauen Ratschläge. Warum ich den Eintrag hier eigentlich schreibe ist, dass ich die zweite Prüfungslehrprobe ganz anders wahrgenommen und erlebt habe als die erste. Das liegt vermutlich daran, dass man Einsatzreferendar ist und damit praktisch echt zum ganz normalen Kollegium zählt und zusätzlich noch etwas „Welpenschutz“ genießt. Das heißt alle drücken dir bei der Lehrprobe die Daumen, fragen, ob sie dich irgendwie unterstützen können und warten gemeinsam mit dir auf die Bewertung. Bei der ersten Prüfungslehrprobe am Seminar ist es irgendwie das Seminar gegen jede einzelne Lehrprobe, wobei viele eben auch immer gerade mit ihrer eigenen Lehrprobe beschäftigt sind. Im Einsatz fühlte es sich so an wie die ganze Schule gegen die eine Lehrprobe. Irgendwie sehr angenehm und entlastend. Vermutlich trägt dazu aber auch bei, dass Lehrproben an meiner aktuellen Schule als Termin in der Freitagsinfo genannt werden und auf dem Vertretungsplan stehen, sodass wirklich auch jeder Bescheid weiß.
Und das beste an der zweiten Prüfungslehrprobe ist, dass wenn sie vorbei ist, das Einsatzjahr auch schon praktisch gelaufen ist und man sich wirklich Zeit nehmen kann mal neue, kreative oder auch verrückte Dinge in seinem Unterricht auszuprobieren. Und das werde ich jetzt sicher in den nächsten Wochen tun, bevor es dann im Februar zurück an die Seminarschule geht. 🙂
Hier jetzt auch der zugehörige Lehrprobenentwurf ohne personenbezogene Daten:
Lehrprobenentwurf Physik Impulsänderung (Crash)
Ein fester Programmpunkt in meinen Osterferien, der sich in den letzten drei Jahren etabliert hat, ist das LEIFIphysik-Querdenkertreffen. Glücklicherweise hat sich das auch durch das Referendariat nicht geändert und so habe ich mich die letzten drei Tage mit ca. 25 interessierten, motivierten und engagierten Physiklehrkräften intensiv ausgetauscht. Ort des Querdenkertreffens war diesmal Köln, was wie erwartet zu regional etwas anders verteilten Teilnehmern geführt hat, aber wie immer bisher hat die Gruppe super funktioniert und alle unterschiedlichen Typen und Interessen bereichern das Treffen ungemein. Leitthema war in diesem Jahr „Aufgaben im Physikunterricht“ und ein kleiner Fokus lag dabei auf der Erstellung interaktiver Aufgaben mit H5P. Hierein durfte ich auch einen Einführungsworkshop geben. Dazu gab es einen eher didaktischen Input von Prof. Hendrik Härtig zum spannenden Thema von Sprache im Physikunterricht und einen fachlicheren Input von Prof. André Bresges, der der Frage nachging, warum denn Flugzeuge überhaupt fliegen. Und so ergab sich für mich eine wunderbare Mischung und mein Kopf raucht, da ich jetzt gerade im ICE zurück nach München sitze, immer noch und versucht die verschiedenen Inputs und Ideen aus den BarCamp-Sessions einzuordnen und zu vernetzen.
Was würde eigentlich passieren, wenn man sich hier auf dem Erdboden im Vakuum auf eine typische Waage stellen würde? Würde die das gleiche Gewicht (ganz korrekt formuliert: die gleiche Masse) anzeigen? Würde man im Vakuum leichter werden? Oder würde man doch schwerer im Vakuum?
Die Antwort darauf liefert im Prinzup folgendes Video:
Ich hoffe ihr könnte die Frage jetzt beantworten. Wenn nicht: Die Antwort findet ihr hier auf LEIFIphysik.de
Heute war es ganz unverhofft soweit: Mittenhin in den quasi letzten Tag in dem Büro, was die letzten 6 1/2 Jahre mein zweites Zuhause war, trudelte eine kurze E-Mail in mein Postfach, deren Inhalt nur lautete, dass meine Promotionsurkunde fertig unterschrieben im Dekanat eingetroffen sei und ich sie nach Terminvereinbarung abholen könne. Und da ich es irgendwie passend für diesen Tag fand, griff ich natürlich gleich zum Telefonhörer und fragte nach, ob ich direkt vorbeikommen könne. Konnte ich. Und so stand ich eine Viertelstunde später im Dekanat, prüfte kurz, ob alles korrekt eingetragen war auf der Urkunde, quittierte den Empfang, nahm den Glückwunsch und den Hinweis, dass ich den Titel jetzt auch führen dürfe entgegen und war nach drei Minuten wieder raus aus dem Dekanat aber auch am Ende eines sechs Jahre laufenden Prozesses. Irgendwie ein komisches Gefühl und für mich persönlich weit entfernt von dem Hochgefühl, dass ich nach der mündlichen Promotionsprüfung wahrnahm. Keinesfalls schlecht oder negativ, nein, aber im Prinzip war das ja einfach nur ein schnöder Verwaltungsakt. Und ich habe auch weder direkt meine E-Mail-Signatur geändert, noch den Titel auf die Homepage gepackt. Und auch die Webadresse dieser Seite wird sich jetzt nicht ändern. Kurz: Ich bin kein Mensch, der Wert auf Titel legt – sonst wäre ich auch vermutlich nicht Fan von Schalke 04. Aber schön, dass ich ihn jetzt ganz offiziell tragen darf, wenn ich mag. Und jetzt schaue ich mal, wo die Reise hingeht oder welche Tür ich aufmache nachdem ich heute meine Bürotür relativ zum letzten Mal hinter mir verschlossen habe.
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