Nachdem ich meine ersten Ferien im Referendariat genutzt habe, um Dublin zu erkunden, stand nun in den Weihnachtsferien neben den ganzen familientechnischen Reisen auch ein Besuch von Graz über Silvester an. Wieso Graz? Es hat einen Schlossberg mitten in der Stadt, was insbesondere für Silvester natürlich optimal ist, es hat eine schöne Altstadt, es ist gut mit dem Zug zu erreichen und ich war bisher noch nicht da.
Und so ging es am 28.12. los, jedoch mit verkürztem Reiseweg, da ich bereits in Salzburg startete. Der Weg hierher, den ich auch mit dem Zug zurücklegte, bot ein wunderschönes Morgenpanorama und auch einen traumhaften Blick auf den Untersberg (siehe Bilder am Ende). Der Zug nach Graz war entspannt leer und eine Direktverbindung. Einziger Nachteil: ein Eurocity – also kein österreichischer Luxus mit WLAN usw. sondern deutsche 80er-Jahre Tristesse. Aber zumindest die verbauten alten ICE-Sitze sind bequem. Der Zug schlängelt sich auf dem Weg nach Graz wunderschön durch die Berge, kommt zwar nur langsam voran, aber bietet ein schönes Reisepanorama – definitiv empfehlenswert. In Graz dann erstmal mit der Tram zur Unterkunft und dann ein kurzer Einkaufstrip. Am nächsten Morgen nach ausgiebigem Urlaubsfrühstück ab durch die Altstadt (als Weihnachtsdeko hängen dort traditionell auf dem Kopf stehende Weihnachtsbäume über der zentralen Straße – verrückt) und hinauf auf den Schlossberg. Von hier hat man einen wunderbaren Überblick über die Stadt, die Mur und die Umgebung und kann mit Uhrenturm und Glockenturm auch gleich zwei zentrale Wahrzeichen von Graz anschauen. Nachmittags dann eine sehr gute Stadtführung durch die Altstadt, vorbei an der Eiskrippe, am Dom und am Glockenspiel und mit vielen spannenden Infos und Geschichten rund um Graz und die Steiermark. Jetzt weiß ich auch, woher das Wappentier, der Steirische Panther, kommt 😉
Am nächsten Tag war dann Kultur angesagt. Zunächst ging’s ins Museum für Geschichte, was nicht schlecht, aber überraschend wenig besucht war. Nach einem leckeren Kaffee bzw. einem Verlängerten und einer Pause ging es dann weiter ins Schauspielhaus Graz: Maria Stuart. Auf ziemlichem gutem Platz durfte ich eine ziemlich gute Inszenierung verfolgen. Insgesamt eine relativ klassische Umsetzung mit einigen modernen, auflockernden Elementen bei gleichzeitig minimalistischer Bühnengestaltung. Gerade von minimalistischen Bühnengestaltung bin ich ja nicht immer Freund, aber hier hat es super gepasst, da tatsächlich auch mit der Bühne gespielt wurde.
Und dann war auch schon Silvester! Hier ging es zunächst in Kunsthaus – ein weiteres Highlight von Graz – in dem aktuell die Ausstellung „Congo Stars“ gezeigt wurde. Ziemlich cool und neben dem Betrachten von verschiedensten farbenfrohen Kunstwerken habe ich hier auch noch ziemlich viel über das Land gelernt. Anschließend habe ich mir erstmal die Familienaufführung des Silvesterspektakels auf dem Hauptplatz angeschaut. Anstatt zentralem Feuerwerk wie bis vor einigen Jahren gab es dieses Jahr zum ersten Mal eine Wasser-Licht-Show als feinstaubfreie Alternative. Ganz ehrlich: Ich bin überhaupt nicht überzeugt! Nicht spektakulär, keine Story, die erzählt wird und keine Wow-Effekte. Auch ist die Sichtbarkeit auf dem Hauptplatz einfach mies, da es keine großen, freien Sichtachsen gibt. Entsprechend war schnell klar, dass ich um Mitternacht auf dem Berg und nicht dem Platz sein würde. Von dort aus sollte man etwas Feuerwerk sehen, auch wenn das in Graz wie fast überall in österreichischen Ortschaften eigentlich verboten ist (abgesehen von F1-Feuerwerk wie Wunderkerzen, Tischfeuerwerk und Knallerbsen). Aber vorher erstmal Abendessen. Es gab Raclette 🙂
Danach also hoch auf den Schlossberg und einen guten Ausblick sichern, was problemlos gelang. Schnell war klar, dass das Feuerwerksverbot gefühlt ein Papiertiger ist (und die ganze Diskussion darüber in Deutschland ziemlich hypothetisch, sinnfrei und ein Füller für das „Zwischen-den-Jahren-Loch“). Über die ganze Stadt verteilt stiegen Raketen auf, ertönten Böllerschläge und es bot sich ein toller Anblick zum Start ins neue Jahr.
An Neujahr stand einfach mal Nichtstun und erholen auf dem Plan, bevor es dann schon wieder auf den Rückweg nach München ging. Doch zum Abschluss stand noch ein ausgiebiges Frühstück im Café Freiblick mit tollem Ausblich auf den Schlossberg und die Altstadt an. Das Frühstück sicherte gleichzeitig noch die Reiseverpflegung für die Bahnfahrt, in einem ziemlich vollen, aber pünktlichem Eurocity. Und jetzt bin ich wieder in München, habe trotz Referendariat immer noch nichts für die Schule gemacht und genieße meine letzten freien Tage, bevor es dann wieder losgeht und mich das frühe Aufstehen einholt.